Unser Projekt
Die Nachwuchsgruppe untersucht Transformationsprozesse zu einem nachhaltigen Bausektor im Kontext der Bioökonomie. Der Forschungsansatz dieses Vorhabens folgt einem multiskalaren Analyserahmen und nutzt neue konzeptionelle Ansätze aus der Schnittstelle zwischen Transitionsforschung, Human- und Wirtschaftsgeographie und den Innovationsstudien. Primär werden dazu Innovationssysteme, sozio-technische Regime und Leitmarktstrukturen auf globaler, nationaler und regionaler Ebene analysiert.
Forschungshintergrund
Die Bioökonomie ist wichtiger Bestandteil einer COâ‚‚-neutralen Wirtschaft und bietet das Potenzial, soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeitsziele miteinander zu vereinen. Vor diesem Hintergrund gewinnt sie in deutschen und europäischen Diskursen zunehmend an Bedeutung, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik.
Die Transformation des gegenwärtigen Wirtschaftssystems hin zu einem auf natürlichen, nachwachsenden Ressourcen basierenden Wirtschaftssystem stellt eine komplexe gesellschaftliche Herausforderung dar, die sich nicht allein durch technologische Innovationen bewältigen lässt. Es bedarf vielmehr einem tiefgreifenden Wandel sozio-technischer Regime und Veränderungen in globalen Innovationssystemen, die nicht nur die Entwicklung von Innovationen in der Bioökonomie einschließt, sondern insbesondere deren globale Anwendung und Diffusion.
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Der Bausektor nimmt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle ein. Als einer der ressourcenintensivsten Wirtschaftsbereiche steht der Sektor vor erheblichen Herausforderungen, um eine Nachhaltigkeitstransformation zu realisieren. Während bestimmte Umweltprobleme bereits technologisch adressiert werden, etwa durch eine höhere Energieeffizienz von Gebäuden oder den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien, bleiben wesentliche Herausforderungen bestehen, insbesondere im Hinblick auf die verwendeten Baumaterialien. Die Herstellung von Stahl und Zement verursacht einen erheblichen Anteil der globalen Treibhausgasemissionen. Rund 7,2 Prozent der weltweiten COâ‚‚-Äquivalente entfallen auf die Stahlproduktion, von denen etwa die Hälfte dem Bausektor zuzurechnen ist. Die Zementproduktion verursacht rund 3 Prozent der globalen Emissionen und ist nahezu vollständig auf den Bausektor zurückzuführen. Auch wenn die für die Herstellung benötigte Energie künftig aus erneuerbaren Quellen stammen kann, bleiben die prozessbedingten Emissionen der chemischen Herstellung bestehen. In diesem Kontext kommt der Bioökonomie eine wachsende Bedeutung zu. Bioökonomische Innovationen können dazu beitragen, neue Lösungsansätze für den Einsatz ressourcenschonender Materialien im Bauwesen zu entwickeln und somit zentrale Impulse für die Transformation des Sektors zu setzen.
Konzeptioneller Rahmen
Das Forschungsprojekt verfolgt einen multi-skalaren Ansatz, um Innovations-, Diffusions- und Transformationsprozesse zur Bioökonomie über globale, nationale und regionale Ebenen hinweg zu analysieren. Es verbindet die Perspektive globaler Innovationssysteme und sozio-technischer Regime mit Erkenntnissen zu regionalen Leitmärkten, um Transitionsprozesse in unterschiedlichen geographischen Kontexten zu verstehen.
Wie sind Innovationsprozesse und die globale Innovationslandschaft in einem nachhaltigen Bausektor räumlich organisiert?
Innovationen entstehen durch komplexe Wechselwirkungen verschiedener Akteure aus Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Um ihre Entstehung und Verbreitung zu verstehen, braucht es systemische Ansätze wie nationale, regionale, technologische oder globale Innovationssysteme.
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Das Konzept der Globalen Innovationssysteme (GIS) verbindet technologiespezifische und räumliche Perspektiven und eignet sich für die Analyse von Innovationen in der Bioökonomie, die sowohl regional verankert sind als auch das Potenzial haben, globale Herausforderungen zu adressieren.
Diese Perspektive ermöglicht ein tieferes Verständnis darüber, wie Innovationen organisiert, bewertet und weltweit verbreitet werden und bietet eine wichtige Grundlage um zur nachhaltigen Entwicklung weltweit beizutragen.

Um zu verstehen, wie Innovationen in der Bioökonomie, insbesondere im Bausektor, in verschiedenen Regionen entstehen, sich verbreiten und zu systemischen Veränderungen führen, nutzt die Forschungsgruppe eine innovative Kombination aus qualitativer und quantitativer Methodik.
Ziele des Projekts sind:
Erfassung der regionalen, nationalen & globalen Innovationlandschaft, sozio-technische Regime & (regionale) Leitmarktpotenziale
Entwicklung & Analyse von Indikatoren sowie georeferenzierten Datenbanken für den nachhaltigen Bausektor in der Bioökonomie
Kontinuierliche
Ergebnisdissemination, Wissenschaftskommunikation über verschiedene Kanäle und Erarbeitung von Handlungsempfehlungen
Nationale & regionale Fallstudien
Die Arbeit der Nachwuchsforschungsgruppe umfasst drei intensive Forschungsphasen: In der ersten Forschungsphase erfolgt die Analyse nationaler und globaler Innovationssysteme und sozio-technischer Regime im Bausektor der Bioökonomie auf Basis von landesweiten qualitativen Datenerhebungen in Deutschland, China und Indien sowie einer quantitativen Erfassung der globalen Innovationslandschaft. Ergänzend wird Italien im Rahmen einer Fallstudie in Zusammenarbeit mit dem Gran Sasso Science Institute untersucht. In der zweiten und dritten Forschungsphase werden qualitative Fallstudien in je zwei Regionen der genannten Länder durchgeführt, um regionalisierte Facetten der Innovationssysteme und sozio-technischen Regime zu untersuchen, regionale Transitionspfade zu erforschen und somit (regionale) Leitmarktpotenziale zu bewerten. Beide Forschungsphasen werden durch quantitative Arbeiten begleitet, die insbesondere zur geographischen Analyse der Regime und der Leitmarktpotenziale dienen.
Deutschland
Südwestfalen
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China
Shanghai
Provinz Zhejiang
Indien
Chennai
Mumbai